LAUT UND LEISE – FLEXIBLE FERTIGUNG IN DER SLOWAKEI

Der Automobilzulieferer Carcoustics erweitert sein globales Fertigungsnetzwerk

Immer wenn es darum geht, Produkteigenschaften zu verändern – zum Beispiel aus Energiespargründen das Gewicht zu reduzieren oder den Geräuschpegel zu senken, geht es ans Eingemachte. Denn komplexe Produkte, wie Fahrzeuge, Baumaschinen, Klimatechnik oder auch Haushaltsgeräte, bestehen aus zahlreichen Komponenten. Die Kunst liegt darin, genau diejenigen Teile(-gruppen) zu ermitteln, die besonders hohes Verbesserungspotenzial besitzen. Und dazu braucht es einen erfahrenen Spezialisten, der über ein umfassendes Wissen über alternative Werkstoffe und deren Eigenschaften und Verarbeitungsmöglichkeiten verfügt. Ein solcher Experte ist Carcoustics, ein mittelständisches Unternehmen, das sich seit über 30 Jahren sowohl in der Automobilbranche als auch in anderen Industriezweigen mit genau diesen Themen beschäftigt. Carcoustics sucht akustische und thermische Lösungen im Spannungsfeld von sechs Gegensatzpaaren: Von laut zu leise, von heiß zu kalt, von schwer zu leicht, von voluminös zu kompakt, von nass zu trocken und zwischen flexibel und stabil. Die hohe Kompetenz zahlt sich aus; das Unternehmen befindet sich seit Jahren auf internationalem Wachstumskurs. Nach neu aufgebauten Standorten in Mexiko und China soll jetzt ein weiteres Standbein in Osteuropa hinzukommen.

Schrittweiser Aufbau von Kapazitäten in Osteuropa

Seit dem Jahr 2005 ist Carcoustics erfolgreich in Senec in der Slowakei tätig. Aufgrund der positiven Geschäftsentwicklung sollte spätestens 2014 ein weiteres Werk in Osteuropa in Betrieb genommen werden. Um möglichst kurze Wege zu den Fertigungsstätten der Kunden zu haben, kamen Rumänien, Ungarn, Tschechien und die Slowakei als Kandidaten für die Suche nach Standorten in die engere Auswahl. Die Zielgröße des Werkes liegt bei rund 200 Mitarbeitern auf einer Fläche von etwa 10.000 qm. Zur Absicherung der Standortauswahl und Standortplanung hat sich Carcoustics Verstärkung bei der Unternehmensberatung ROI Management Consulting AG geholt, die mit einem eigenen Büro in Prag vertreten ist. Ausschlaggebend für die Beauftragung von ROI war die langjährige Projekt- und Umsetzungser fahrung in Osteuropa sowie das interkulturelle Projektteam.

„Für möglichst kurze Wege zu den Fertigungsstätten unserer Kunden, kamen Rumänien, Ungarn, Tschechien und die Slowakei als potenzielle Standorte in Frage.“

Das Projekt startete im Dezember 2012 mit der Suche nach einem geeigneten Produktionsstandort, an dem zukünftig unter anderem Produktionsverfahren zum PUR-, Thermo- und Vakuumformen und -pressen eingesetzt werden sollen. In der ersten Projektphase wurden mehr als 100 potenzielle Objekte, die den Minimalanforderungen entsprechen, in den vier genannten Ländern identifiziert. Seine Idealvorstellung hat der Carcoustics Projektleiter und Geschäftsbereichsleiter, Thomas Mair, wie folgt formuliert: „Eigentlich wollen wir das neue Werk nicht selbst bauen, sondern einfach anmieten. Ideal wäre für uns ein Modell, in dem wir die Fläche schrittweise erweitern können und nicht sofort auf die Endausbaustufe von 10.000 qm gehen müssen. So könnten einige Fertigungsteile nach und nach aus anderen Standorten verlagert werden und parallel können weitere Produkte ganz nach Bedarf neu anlaufen.“

Die Qual der Wahl

Um die Vor- und Nachteile der optionalen Standorte gegeneinander abzuwägen, hat ROI ein multidimensionales Modell entwickelt. Die Standorte konnten so unter wirtschaftlichen und qualitativen Rahmenbedingungen, wie Bruttolöhne und -gehälter, qualifizierte Personalbeschaffung, Fördermittel, Immobilienpreise versus Mietkosten, etc., bewertet und verglichen werden. „In dieser Phase haben wir auch intensiv das Knowhow der staatlichen Organisationen wie Hati, CzechInvest und Sario genutzt und sämtliche Möglichkeiten für Subventionen geprüft“ berichtet Robert Benacka, Geschäftsführer ROI Tschechien, über den Auswahlprozess. 
In der Endrunde wurden fünf potenzielle Standorte einer weiteren Prüfung von Carcoustic-internen Kriterien unterzogen. Das Rennen hat final der Standort Novaky in der Slowakei gemacht. „Entscheidend für uns war sowohl das regionale Umfeld als auch die Unterstützung der Regierung und des Eigentümers des Gebäudes. Letzterer hat Wert auf eine hochwertige Ausstattung gelegt und die Struktur der Immobilie bietet uns zudem die gewünschte Flexibilität.“ freut sich Thomas Mair.

Die Zeit läuft

Nach erfolgreicher Auswahl des neuen Fertigungsstandorts sind alle notwendigen Aktivitäten zur Vorbereitung des Produktionsstarts angelaufen. Die ROI-Berater begleiten sämtliche Maßnahmen von der Layoutplanung über die effiziente Gestaltung der Materialflüsse und wertschöpfenden Prozesse bis hin zur Entwicklung einer schlagkräftigen Aufbauorganisation. Der Produktionsanlauf wird mit einem Interim Manager unterstützt werden. Dessen komplexes Aufgabenpaket beinhaltet zudem die Überwindung von Sprachbarrieren und den Aufbau neuer, verlässlicher Zuliefererstrukturen. Das gesamte Projektteam ist zuversichtlich, dass die Weichenstellung für das neue Werk umfassend abgeschlossen wurde und sieht dem Produktionsstart mit Spannung entgegen. Ab Herbst 2013 werden aus Novaky überwiegend Hitzeschilde an OEM und Tier1 Automotive-Hersteller geliefert. Neben dem Bereich Aluformen wird ab 2014 auch der Bereich PU-Schäumen zur Fertigung von innovativen Stirnwandisolationen und Formschaumteilen anlaufen.

„Wichtige Aspekte des Auswahlprozesses waren die Standortumgebung sowie die Unterstützung der Regierung und des Eigentümers.“

Carcoustics International
ist ein global aufgestellter Mittelständler mit Hauptsitz in Leverkusen. Ursprünglich aus der Automobilindustrie kommend, erwirtschaftet das Unternehmen heute mit seinen Sparten Automobil und Industrie rund 250 Mio. Euro Jahresumsatz. Durch eigene Technologieund Entwicklungszentren ist Carcoustics Spezialist für akustische und thermische Isolation. Die Carcoustics Gruppe mit ca. 1.400 Mitarbeitern umfasst elf Werke und zugehörige Vertriebsbüros in elf Ländern.