EFESO-Studie: E2E Supply Chain Ecosystem Transformation

Experte:    Dr. Jörn Große-Wilde   |   25.06.2025   |   Teilen auf in

 

Unternehmen, die über einen langen Zeitraum robuste und flexible Lieferketten aufgebaut haben, fallen Veränderungen bei neuen Marktbedingungen leichter – sie managen Supply Chain-Transformationen meist ohne zu Zögern. Dies fällt Unternehmen, die jahrelang nur in geringem Umfang in ihre Lieferketten investierten, deutlich schwerer. Sie wissen, dass Veränderungen notwendig sind – aber wo sollte man am besten damit starten? Und in welche Richtung sollte sich ihre Supply Chain Management-Organisation weiterentwickeln?

Die Studie „E2E Supply Chain Ecosystem Transformation“ von EFESO und dem Medienportal „Supply Chain Media“ zeigt, wo die nächsten großen Veränderungen im Kontext des Lieferketten-Managements zu erwarten sind – und wie Unternehmen die damit verbundenen Transformationsprozesse am besten meistern.

Trendeinschätzung von 100 SCM-Entscheidern mit Horizont 2027

Dazu wurden über 100 Führungskräfte im Supply Chain Management aus unterschiedlichen Branchen und Regionen befragt. Zudem äußerten sich vier Führungskräfte von Pernod Ricard, Bosch, Covestro und dsm-firmenich zu den Umfrageergebnissen und teilten Erfahrungswerte.

Die Umfrage untersucht den aktuellen Stand der Transformation der Lieferketten der befragten Unternehmen im Jahr 2024 und prognostiziert Trends bis 2027. Sie bietet eine zukunftsorientierte Perspektive darauf, wie sich Unternehmen an neue Herausforderungen und Chancen anpassen wollen. Hier stellen wir als Auszug Ergebnisse der Studie vor.

 

Studie „E2E Supply Chain Ecosystem Transformation“: Funktionen der Befragten (Auswahl)

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Der Schlüssel zum Erfolg: Kooperation

Aufgrund geopolitischer Konflikte, neuer Handelsbarrieren und des Klimawandels hat die Anzahl schwer oder nicht prognostizierbarer Ereignisse, die Lieferketten beeinträchtigen, destabilisieren oder sogar zum Stillstand bringen können, in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Viele Unternehmen waren gezwungen, eine Transformation zu starten und die Resilienz ihrer Supply Chains zu verbessern.

Diese Transformation beschränkt sich nicht nur auf die eigene Organisation, sondern erstreckt sich auf das gesamte Ökosystem, in dem die Unternehmen tätig sind. „Viele Supply-Chain-Führungskräfte erkennen, dass sie über den Tellerrand ihres eigenen Unternehmens hinausblicken müssen – auf Lieferanten, Kunden und andere Supply-Chain-Partner. Wie können sie einen besseren Überblick über alle Vorgänge im Ökosystem erhalten, die sich auf ihre eigene Lieferkette auswirken?“ fragt Kristof De Coster, Partner und Supply Chain Lead bei EFESO – und betont: „Die Transformation des Ökosystems ist der nächste Schritt hin zu einer ausgereifteren Lieferkette.“

 

„Die Pandemie wirkte wie ein Katalysator für Lieferketten: Immer mehr Unternehmen erkannten, dass ihre Supply Chains einen Wettbewerbsvorteil und maßgeblichen Erfolgsfaktor darstellen können. Angestoßen wir das in der Regel über die Geschäftsstrategie.“

Jörn Große-Wilde, Vice President and Supply Chain Lead, EFESO

 

Studie „E2E Supply Chain Ecosystem Transformation“: Welche Kooperations-Formate sind für Ihre Transformation am wichtigsten?

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Widerstandsfähigkeit und Agilität steigern

Die Studienteilnehmer wurden zudem zu den Transformationszielen befragt, die ihre Unternehmen verfolgen. Die meisten Führungskräfte nennen die Steigerung von Resilienz und Agilität, gefolgt von Kostensenkungen. Beide Ziele sind allerdings schwer miteinander zu vereinbaren:

„Eine Steigerung der Agilität erfordert mehr Flexibilität in der Lieferkette, und das hat seinen Preis“, erklärt Kristof De Coster. „Und wer seine Resilienz verbessert, um sich gegen steigende Risiken abzusichern, zahlt dafür faktisch eine Versicherungsprämie. Während der Pandemie akzeptierte jeder diese Versicherungsprämie, weil er überleben musste. Nun scheint es, dass es sich viele Unternehmen nicht mehr leisten können, diese Prämie Jahr für Jahr weiter zu zahlen. Also sind andere Maßnahmen erforderlich.“

Die Umfrage zeigt, dass Unternehmen mit einer ausgereiften Lieferkette die Anpassung an neue Geschäftsmodelle deutlich häufiger als Hauptziel nennen. Diese Unternehmen denken und handeln deutlich offensiver als Unternehmen mit geringer Reife.

„Unternehmen mit einer ausgereiften Lieferkette sind besser gegen Disruptionen gewappnet“, beobachtet De Coster. „Wir sehen jedoch viele Unternehmen, die mit dieser Art der Transformation zu kämpfen haben.“ So hielten offenbar viele Faktoren oder Umstände diese Unternehmen davon ab, den nächsten Schritt zu gehen.

 

Studie „E2E Supply Chain Ecosystem Transformation“: Was sind die wichtigsten Ziele für die Umgestaltung von Lieferketten in den kommenden Jahren?

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Digitalisierungs- / KI-Tools für die Transformation

Die Studie schildert, wie sich der Wein- und Spirituosenhersteller Pernod Ricard in seinem Transformationsprozess bei sich auf die weitere Integration der Lieferkette und die Stärkung der Resilienz konzentriert. Dabei setzt das Unternehmen einen Schwerpunkt bei der Produktion:

„Wir müssen die Produktion aus der Perspektive unseres Ökosystems betrachten und die richtige Balance zwischen globaler, regionaler und lokaler Produktion finden. Wir haben bereits erhebliche Fortschritte im Bereich der Beschaffung erzielt, die nun global organisiert ist“, sagt Maria Pia De Caro, Executive Vice President Global Operations & Sustainability bei Pernod Ricard.

„Wir sind mit Instabilitäten in unseren Lieferketten konfrontiert und müssen darauf vorbereitet sein, schnell auf Störungen zu reagieren. Wir haben jahrelang in IBP-Prozesse und eine einheitliche Planung investiert, aber das reicht nicht mehr aus. Heute arbeite ich lieber mit Szenarien als mit einer einzelnen Zahl. Um angemessen auf neue Entwicklungen reagieren zu können, brauche ich zwei oder drei umsetzbare Szenarien und eine vollständig integrierte Lieferkette, die KI clever nutzt.“

Als Beispiel verweist De Caro auf die Hafenstreiks an der Ostküste der USA: „In einem solchen Fall muss man blitzschnell verschiedene Optionen prüfen – insbesondere, wenn man Kosten senken, Liquidität generieren und mit einem Fachkräftemangel zu kämpfen hat. Dann zahlen sich die bisherigen Investitionen in eine starke, integrierte Lieferkette aus.“

 

Studie „E2E Supply Chain Ecosystem Transformation“: Welche Digitalisierungs- / KI-Tools sind für Ihre Transformation am wichtigsten?

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Eine zentrale Schlussfolgerung aus diesen und weiteren Ergebnissen der Umfrage lautet, dass sich viele Unternehmen in einem Zwiespalt befinden: Einerseits warten sie auf eine klare Geschäftsstrategie, damit sie die richtigen Entscheidungen für den Wandel treffen können, den sie einleiten wollen. Andererseits ist ihnen bewusst, dass sie nicht auf die Vorgabe perfekter Antworten warten sollten. Sie müssen vielmehr proaktiv mit dem Aufbau einer widerstandsfähigen und flexiblen Lieferkette beginnen, die mit einer sich ändernden strategischen Ausrichtung Schritt halten kann. Schließlich lassen sich auch bereits geeignete Maßnahmen ergreifen, ohne die genaue Geschäftsstrategie zu kennen.

 

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Autoren der Studie

Kristof de Coster, Partner & Supply Chain Lead, EFESO
Dr. Jörn Grosse-Wilde, Partner & Supply Chain Lead, EFESO
Martijn Lofvers, CEO & Chief Trendwatcher Supply Chain Media