SUSTAINABLE FOOTPRINT DESIGN

Mit dem Thema „Nachhaltigkeit“ gehen Unternehmen sehr unterschiedlich um – mal ist es der Elefant im Raum, den jeder eifrig ignoriert. Manchmal ist bereits die Metapher des Baumes zutreffender, der gedeiht und bereits erste Früchte trägt. Aber fast immer ist das Thema präsent. Schließlich erleben wir aktuell nichts weniger als die Startphase der „Nachhaltigkeitsrevolution“, die „mit der Größe der industriellen Revolution, aber (…) der Geschwindigkeit der digitalen Revolution“ (Al Gore) unsere Welt verändert.

Diese Entwicklung lässt fast keinen unternehmerischen Footprint mehr unberührt. Nicht nur globale Lieferketten, sondern auch regionale wirtschaftliche Netzwerke müssen konsequent auf Nachhaltigkeitsziele ausgerichtet werden. ... 

Mehrwert & Wirkung erzeugen

Allein die Fülle der Handlungsfelder erschwert jedoch die Fokussierung auf den „richtigen“ Footprint – wie lässt sich „Nachhaltigkeit“ überhaupt sinnvoll integrieren? Was ist wichtig, was kann ausgeblendet werden? Zudem startet jedes Unternehmen mit individuellen Ausgangsbedingungen. Als „Best Practice“ erweist es sich in unseren Projekten immer wieder, alle Aktivitäten kritisch zu hinterfragen: Welchen konkreten Mehrwert schafft die Integration bzw. der Ausbau der Nachhaltigkeitsdimension für das Footprint Design, der diesen Aufwand rechtfertigt? Die Antworten schärfen zu Anfang eines Footprint Re-Designs den Blick für die wesentlichen Aufgaben und den angestrebten Mehrwert. 

Kernelemente einer Global Footprint Strategie

Dies funktioniert umso besser, je klarer das gemeinsame „Mehrwert“-Verständnis der involvierten Akteure innerhalb der Organisation und des Supplier-/Partnernetzwerkes ist. An diesem Punkt ist es hilfreich, die Ausgangsbedingungen zu reflektieren und zu verstehen. So spielte das Thema Nachhaltigkeit im Footprint Design vieler Unternehmen lange Zeit nur eine Nebenrolle, etwa anhand der Bewertung von Standortentscheidungen nach Kriterien wie „Korruption“ oder „Inflation“. Ein solches Vorgehen ist jedoch weder ganzheitlich noch systematisch, sondern selektiv angelegt. Die Gefahr besteht, dass bestimmte Nachhaltigkeitsaspekte zwar erfasst, aber für die Entscheidungsfindung nicht wirklich genutzt werden.

Signifikante Mehrwerte entstehen erst dann, wenn das Thema Nachhaltigkeit mit einer holistischen Perspektive in die Footprint-Gestaltung integriert wird. „Holistisch“ bedeutet in diesem Fall, nicht nur die Triple Bottom Line zu betrachten, also die Wirkung auf Umwelt, Gesellschaft und Unternehmen. Darüber hinaus sollte das Prinzip der „Double Materiality“ (doppelte Wesentlichkeit) berücksichtigt werden, wie es auch in der EU CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive) implementiert ist. Double Materiality integriert zwei Perspektiven:

Outside-In-Ansatz

Die Outside-In-Perspektive konzentriert sich auf die Risiken im Zusammenhang mit Nachhaltigkeitsaspekten, denen sich ein Unternehmen ausgesetzt sieht. Dies beinhaltet eine Beschreibung der wichtigsten Abhängigkeiten in diesem Bereich sowie der Handhabung dieser Risiken – etwa hinsichtlich der konkreten Folgen des Klimawandels für das Unternehmen. Zudem berücksichtigt die Perspektive die Rahmenbedingungen des unternehmerischen Handelns (z.B. politische Regulierungen, Umweltrisiken, Rohstoffverfügbarkeit) sowie gesellschaftliche Trends wie Vielfalt, Migration oder die demografische Entwicklung.

"Bei der nachhaltigen Footprint-Gestaltung
sorgt eine holistische Vorgehensweise für Ergebnisse."

Mit den „Outside-In“-Erkenntnissen erfassen Unternehmen in allen Phasen des Footprint-Design-Prozesses Risiken und Chancen systematisch. Zudem leiten sie daraus die nachhaltigkeitsbezogenen Schlüsselthemen ab, die ihre Geschäftstätigkeit maßgeblich beeinflussen. Ein typisches Beispiel ist die Bewertung möglicher zukünftiger Standorte nach ihrem Potenzial für die Gewinnung und/oder die Nutzung erneuerbarer Energien. Der Standort, der am besten abschneidet, kann sich als Schlüsselfaktor einer klimaneutralen Produktion und beim Erzielen entsprechender Wettbewerbsvorteile erweisen.

Inside-Out-Ansatz

Umgekehrt beleuchtet die Inside-Out-Perspektive die Auswirkungen des Unternehmens auf Umwelt- und Nachhaltigkeitsaspekte. Relevante Themen können z.B. dessen „Impact“ hinsichtlich Biodiversität, Umweltverschmutzung, Korruption oder Arbeitsbedingungen sein. Dies schafft Transparenz über die Auswirkungen der eigenen Tätigkeit – und wie sich diese in Richtung einer positiven Wirkung lenken lassen.

Ein gutes Beispiel im Kontext der Footprint-Gestaltung ist hier die Verbesserung der unternehmenseigenen CO2-Bilanz. Drei Ansatzpunkte erweisen sich hier häufig als besonders effektiv: Erstens, die Auswahl von Regionen mit einem hohen Potenzial an erneuerbaren Energien für energieintensive Technologien. Zweitens, die Reduzierung von Treibhausgasemissionen im Transport- und Vertriebsnetz und drittens der Übergang zur Kreislaufwirtschaft. Durch die Rückführung von Produkten vom Kunden zum Hersteller lassen sich nach einer Aufbereitung einzelne Bauteile wiederverwenden, zuweilen sogar ganze Produkte. Dies führt nicht nur zu Vorteilen bei Material- und Energiekosten (siehe Grafik 2). Es reduziert zudem den CO2-Fußabdruck des Unternehmens, da weniger native Rohmaterialien benötigt werden.

Zusammensetzung der variablen Produktionskosten in verschiedenen Szenarien

Transparenz & Orientierung schaffen

Aufgrund dieser Rahmenbedingungen spielt Nachhaltigkeit eine zunehmend wichtige Rolle bei der Footprint-Gestaltung. Unternehmen, die sich noch nicht im Detail mit dem Thema auseinandergesetzt haben, können die folgenden sechs Leitlinien zur Orientierung nutzen:

 

1) Modulieren Sie Ihr Footprint Design.

Die Aufteilung einer komplexen Aufgabe in überschaubare Teilaufgaben hilft dabei, Ergebnisse zu erzielen. Gliedern Sie Ihren Sustainable Footprint daher zu Anfang in die folgenden Teilbereiche. Diese Footprints müssen anhand der erzielten Ergebnisse sukzessiv miteinander koordiniert und aufeinander angepasst werden:

  • Fertigung: wo wird was mit welchen Technologien hergestellt?
  • Logistik: wie werden die fertigen Produkte an die Kunden ausgeliefert?
  • Service: welche Dienstleistungen werden wo und wie nach dem Erstverkauf erbracht?

 

2) Definieren Sie den Nachhaltigkeitsfokus.

Je nach Branche und Produkten beurteilen Unternehmen die Relevanz von Nachhaltigkeitsthemen und -zielen unterschiedlich. In der Stahlindustrie mag z.B. der Einsatz grüner Energie zur Reduzierung von CO2 Emissionen eine hohe Priorität haben. In Unternehmen der der Konsumgüterindustrie könnte stattdessen die Erfüllung hoher Arbeitsstandards im Vordergrund stehen, während sich ein Hersteller von chemischen Produkten insbesondere mit der Entsorgung der Werksabfälle befasst. Eine Wesentlichkeitsanalyse hilft, diese Themen zu identifizieren und zu priorisieren.

 

3) Bewerten Sie die finanziellen Auswirkungen von Risiken und Chancen.

Wer die finanzielle Dimension von Risiken und Chancen bewertet, stützt seine Entscheidungsfindung bei der Gestaltung des Sustainable Footprints mit geschäftsrelevanten Zahlen. Die potenziellen Auswirkungen eines nachhaltigen Handelns werden auf diese Weise in die Business-Case-Diskussion integriert. Dabei sollte man die relevanten Themen definieren und mit einer abgestimmten Logik finanziell bewerten. Nur über diese finanzielle Bewertung lässt sich die Berücksichtigung möglicher Risiken effektiv in die Entscheidungsfindung einbeziehen.

 

4) Denken Sie über die Unternehmensgrenzen hinaus.

Die Gestaltung des Footprints eröffnet Ihnen die Chance, die richtigen Rahmenbedingungen für positive Veränderungen im Ökosystem Ihrer Wertschöpfung zu definieren. Als Teilnehmer eines lokalen Ökosystems lässt sich gemeinsam mehr erreichen als allein. Chemieparks oder Logistik-Hotspots sind hierfür ein gutes Beispiel: die Abfallstoffe des einen Betriebs dienen anderen als Rohmaterialien. Ein ähnliches Beispiel stellt der der Hafen von Antwerpen dar, der als europäisches Wasserstoffhub die lokale Chemieindustrie auf ihrem Weg zur Klimaneutralität unterstützen wird.

 

5) Formulieren Sie Ihre Strategie für die Kreislaufwirtschaft.

Die Kreislaufwirtschaft ist ein entscheidender Faktor bei der Bewältigung der Klimakrise, der sich für Unternehmen zudem finanziell lohnen kann. Die effektive Umsetzung einer Strategie zur Kreislaufwirtschaft erfordert jedoch eine Anpassung des eigenen Wertschöpfungsnetzwerks. Dabei sind i.d.R. alle Phasen des Footprint Designs betroffen – etwa, wenn das Produktionsnetzwerk entsprechend der geänderten Wertschöpfungsprozesse neu ausgerichtet werden muss. Oder eine rückwärtsgerichtete Supply Chain zur Rückführung benutzter Produkte aufgesetzt werden soll.

Verfassen Sie daher Ihre Kreislaufwirtschaftsstrategie idealerweise vor der Bewertung des Sustainable Footprints Ihres Unternehmens. Je nachdem welche Strategie sie beim Thema Kreislaufwirtschaft verfolgen, werden sie auch bei der Anpassung ihres Footprints zu anderen Ergebnissen kommen.

 

6) Erstellen Sie eine Transformations-Roadmap mit aufeinander aufbauenden Phasen.

Die Transformation des (globalen) Footprints eines Unternehmens erfordert in der Regel gravierende Einschnitte und Neuausrichtungen. Eine Umsetzung funktioniert also nicht von heute auf morgen. Ein Fahrplan mit Meilensteinen und möglichst realistischen Maßnahmen „step-by-step“ kann den Weg zum angestrebten, idealen Footprint-Szenario vereinfachen.

"Gliedern Sie den Sustainable Footprint 
in die Segmente Fertigung, Logistik und Service."

Erfolgsmaximierung statt Greenwashing

Eine professionelle Auseinandersetzung mit unternehmerischer Nachhaltigkeit kennzeichnet, dass die Weiterentwicklung der (global) Footprints kennzahlenbasiert und mehrwertorientiert erfolgt. Dies ersetzt kleinteilige „Greenwashing“-Ergebnisse durch greifbare, relevante Erfolge – etwa bei der Reduzierung von CO2-Emissionen, der Gestaltung resilienter Lieferketten oder der Umsetzung einer Kreislaufwirtschaftsstrategie.

Zudem besteht auch bei erfolgreichen Nachhaltigkeitsinitiativen bzw. -programmen das Risiko, dass sie über singuläre Effekte nicht hinauskommen, ihr volles Potenzial also nicht erkannt oder genutzt wird. Die von uns geschilderten Ansatzpunkte zeigen, dass sich eine neue Betrachtung des Footprint Designs unter der „Brille“ von Nachhaltigkeitsszenarien, -zielen und -maßnahmen lohnt. Dies schafft nicht nur Orientierung in einem komplexen und dynamischen Handlungsfeld, sondern befähigt Unternehmen darüber hinaus zu einer wirksamen Reaktion auf globale Herausforderungen. Zudem führt es schnell zu konkreten Einsparungen und Gewinnen und stellt die Weichen für langfristige Erfolge – sei es in der ökonomischen, ökologischen oder sozialen Bilanz.

Kontakt

Nutzen Sie mit uns ökonomische Chancen und verbessern Sie den Sustainability-Footprint ihres Unternehmens. Sprechen Sie uns an:

 
Tim Ballenberger

Tim Ballenberger
Program Lead
ballenberger@roi.de
Tel.: +49 160 3666 323

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Felix Canales

Felix Canales
Experte
kontakt@roi.de
Tel.: +49 89 1215 90-0

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Monika Eglseer

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