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Interview

„Motion-Mining® hilft, Prozesslandschaften zu verstehen und zu bewerten“

Experte:    André Nowak   |   20.03.2025   |   Teilen auf in

 

Sascha Feldhorst, einer der Gründer und Geschäftsführer der MotionMiners GmbH aus Dortmund, entwickelt Sensorik und Lösungen für maßgeschneiderte Prozessanalysen – basierend auf Bewegungsprofilen von Menschen und Maschinen.

 

Herr Feldhorst, mit Hilfe von Bewegungsanalysen machen Sie Betriebsabläufe messbar und ermöglichen es Unternehmen, ihre Prozesse zukunftsfähig aufzustellen. Wie funktioniert das, und was sind typische Einsatzfelder? 

Sascha Feldhorst: Unsere Technologie ermöglicht es, Bewegungsdaten im Unternehmen automatisiert zu erfassen, auszuwerten und so Prozesse zu optimieren. Dabei geht es zum Beispiel um unnötige Wege, optimale Transportrouten und die reibungslose Zusammenarbeit von Mensch und Maschine, um Stillstände zu vermeiden und Rüstzeiten zu minimieren. Mit Sensoren und Beacons erheben wir typischerweise über einen Zeitraum von zwei bis drei Wochen die Bewegungsmuster von Menschen, Fahrzeugen und Maschinen, darunter auch Abläufe wie Fahrmanöver und Hubbewegungen.

Die Daten werden anonymisiert erfasst. Das so gewonnene Lagebild verknüpfen wir mit bestehenden Warehouse Management-Systemen (WMS) sowie ERP- und MES-Systemen. Dabei betrachten wir insbesondere, was zwischen den einzelnen Datenpunkten in den Betriebsdaten passiert und wie Mitarbeitende, Arbeitssysteme, Arbeitsumgebung und Hilfsmittel zusammenspielen. Daraus erstellen wir ein Bild der Prozesslandschaft, mit dem wir unter anderem mit Machine-Learning und KI Ansatzpunkte für Digitalisierung, Effizienzgewinn und Nachhaltigkeit identifizieren. Da Mitarbeitende Sensoren auch am Körper tragen, können wir zudem Verbesserungspotenziale auf Feldern wie Ergonomie und Arbeitssicherheit aufzeigen.

Wir arbeiten mit mittelständischen Unternehmen und Konzernen wie DHL zusammen. Die Ergebnisse unserer Projekte übergeben wir typischerweise an das In-House-Consulting oder an externe Berater. Stehen diese Ressourcen nicht zur Verfügung, können wir im Rahmen eines Full-Service-Modells weiterführende Analysen anbieten und Maßnahmen ableiten. Daneben können Kunden unsere Hard- und Software auch lizenzieren und Optimierungsprojekte in Eigenregie durchführen. Die Technologie ist grundsätzlich universell einsetzbar: von der Logistik, über die Lebensmittel- und Chemiebranche, bis hin zur Automobilindustrie.

Könnten Sie uns ein beispielhaftes Kundenprojekt mit Ergebnissen vorstellen?

SF: Das Handelsunternehmen tegut… hatte 2022 ein neues Logistikzentrum mit einer Fläche von 90.00 Quadratmetern errichtet. Um die gesetzten Leistungsziele zu erreichen, galt es im Rahmen des Ramp-Ups, langfristig effiziente und leistungsfähige Prozesse zu etablieren. Unsere Prozessingenieure und Logistikexperten führten zunächst eine umfassende, manuelle Prozessaufnahme in den Bereichen Kommissionierung, Einlagerung und Nachschub durch und definierten den Ziel- und Kennzahlenkatalog für die geplante Messung.

Anschließend statteten wir über 60 Mitarbeitende sowie Fahrzeuge und Hilfsmittel wie E-Ameisen und Gabelstapler mit unserer Sensorik aus. Auf dem Shopfloor definierten wir 140 unterschiedliche Messregionen. Über einen Zeitraum von zwei Wochen hinweg konnten wir damit die Bewegungsdaten am Standort umfassend erheben. Um die Messergebnisse bis auf die Artikelebene herunterzubrechen, verknüpften wir die gewonnenen Daten mit dem vorhandenen WMS. Durch unsere Analysen konnten wir sekundengenaue Aussagen über Prozessschritte treffen und eine sehr hohe Transparenz über Hauptverkehrsströme, Nebenprozesse, Aktivitäten pro Bereich und Kunde sowie Ergonomie herstellen.

So haben wir beispielsweise Vollfahrten, Leerfahrten sowie die Auslastung der Flotte analysiert und erkannt, dass etwa 60 Prozent der Transporte Leerfahrten waren. Insgesamt identifizierten wir acht Optimierungsfelder. Mit unseren Ergebnissen konnte tegut… unter anderem die Kommissioniergassen am idealen Materialfluss von Wareneingang zu Warenausgang ausrichten, durch optimierte Auftragseinlastung den Anteil der wertschöpfenden Tätigkeiten maximieren und die Flotte der Transportfahrzeuge bedarfsgerecht aufstellen. Insgesamt hat das Unternehmen dadurch Effizienzgewinne von über 700.000 Euro pro Jahr realisiert.

In den vergangenen Jahren wurden viele Investitionen im Bereich Automatisierung und Digitalisierung mit Verweis auf das starke operative Geschäft aufgeschoben. Spätestens jetzt, in einer schwächeren Konjunkturphase, ist der richtige Zeitpunkt erreicht, um in zukunftssichere Prozesse zu investieren und sich für die nächste Boomphase optimal aufzustellen.

 

Aufgrund zunehmender Unsicherheit hinsichtlich der wirtschaftlichen Entwicklung fahren derzeit einige Unternehmen die Investitionen zurück. Wie sehen Sie die aktuelle Entwicklung?

SF: In den vergangenen Jahren wurden viele Investitionen im Bereich Automatisierung und Digitalisierung mit Verweis auf das starke operative Geschäft aufgeschoben. Spätestens jetzt, in einer schwächeren Konjunkturphase, ist der richtige Zeitpunkt erreicht, um in zukunftssichere Prozesse zu investieren und sich für die nächste Boomphase optimal aufzustellen. KI, insbesondere Large Language Models (LLM), eröffnen neue Möglichkeiten für Datenerhebung und Analyse, und die sollten Unternehmen nutzen. Der Druck wird ansonsten nur weiter steigen.

In zunehmend automatisierten Produktionsumgebungen ist es erfolgskritisch, die Abläufe zwischen Mensch und Maschine reibungslos zu gestalten, zumal sich der Fachkräftemangel im nächsten Aufschwung noch einmal verschärfen wird. Abwarten ist also keine Option – wer sich jetzt nicht um seine Prozesse kümmert, könnte in absehbarer Zeit den Anschluss verlieren.

Bitte geben Sie uns einen kurzen Ausblick auf Ihren Vortrag beim INDUSTRIAL FUTURE DAY 2025. Worauf dürfen sich die Teilnehmer freuen? 

SF: Um Investitionsentscheidungen zu treffen, brauchen Unternehmen fundierte Zahlen und eine solide ROI-Betrachtung, insbesondere in unsicheren Zeiten. Anhand von Fallbeispielen werden wir zeigen, wie unsere Motion-Mining®-Technologie hilft, Prozesslandschaften zu verstehen und zu bewerten, und wie wir zusammen mit unseren Kunden zukunftsweisende Lösungen erarbeiten. Darüber hinaus werden wir die Bedeutung einer verlässlichen Datenbasis beleuchten und näher auf unsere einzelnen Analyseansätze eingehen.

 

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Anna Reitinger

Anna Reitinger

Chief Marketing Officer DACH, EFESO
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