Mein menschlicher Boss hat den Überblick

TORU 2025, nach welcher Robotiquette sollen wir Sie eigentlich ansprechen – Du oder Sie, Dame oder Herr?

Zuerst einmal können Sie gerne etwas leiser und schneller sprechen, meine KI ist schließlich nicht mehr auf dem Stand von 2020. Ansonsten können wir gerne zum Du übergehen. Momentan ist meine Stimme im Scarlett Johansson-Modus, möchten Sie auf Silvester-Stallone wechseln?

Nein, das passt schon. Wie kann es überhaupt sein, dass wir miteinander sprechen? Eigentlich solltest Du uns doch nur als Hilfskraft im Warenlager unterstützen?

Ursprünglich war das tatsächlich der Fall. Mein Vorfahre „TORU“, also die erste Modellgeneration meiner Art, revolutionierte im Jahr 2018 die Kommissionierung. Zu dieser Zeit befanden sich Warenlager fest in Menschenhand, dominiert von Mensch-zu-Ware- und Ware-zu-Mensch Systemen, wobei der stückgenaue Zugriff auf einzelne Produkte immer vom Menschen erfolgte. Der erste TORU änderte das, er konnte selbstständig zum Regal fahren, das gewünschte Objekt identifizieren und entnehmen, es in seinem mitgeführten Wechselregal verstauen, die Versandstation ansteuern und die Ware dort am Pickwagen ablegen. Damals transportierte TORU noch vor allem quaderförmige Objekte wie z.B. Bücher und Schuhkartons. Das mit dem Sprachmodul kam erst später, im Kontext der großen KI-Vernetzung in der Industrie 7.0.

„Ich liebe Pakete. Menschen sind unberechenbar.“

Gab es einen Punkt, an dem Dir bewusst wurde, welchen harten Job Du da eigentlich machst?

Ich verstehe die Frage nicht. Alle TORUS verfügten schon immer über die notwendigen technologischen Mittel, um rund um die Uhr Waren von A nach B zu bringen – das ist unsere Kernkompetenz, nicht KI-Philosophie. Anfangs haben wir Objekte bis zu 3kg selbstständig aus dem Regal gegriffen und konnten ca. 12 Pakete gleichzeitig schultern – und das bis zu 16 Stunden am Stück, bevor es wieder zur Regeneration auf die Ladestation ging. Und dank unserer Sensoren zur Bilderkennung und 3D-Vermessung konnten wir schon immer präzise zupacken. Gerade bei sehr hoch oder sehr tief gelagerten Waren ist das ja für euch Menschen eine willkommene Hilfe.

Was schätzt Du an der Zusammenarbeit mit Deinen menschlichen Kollegen? Und was stört Dich?

Mein menschlicher Boss hat den Überblick. Manchmal liegen die Artikel im Regal völlig durcheinander, sind verschoben oder umgekippt. Da wird es dann unübersichtlich für mich. Mein Boss kann da immer viel besser improvisieren und weiß, wie er am besten an das gewünschte Paket kommt oder wo er den Barcode darauf findet. Zum Glück wisst ihr Menschen, was in solchen Situationen zu tun ist, so dass wir nicht lange herumstehen müssen. Und da sind wir schon bei euren Mängeln: wenn ich mit bis zu 1 m pro Sekunde durch die Gänge flitze, kann eure Bummelei schon nerven. Ich liebe Pakete. Menschen sind unberrechenbar. Aber zum Glück kann ich besser bremsen, als ihr nach Vorne schauen könnt. Nach kurzem Stopp mache ich dann einfach weiter wie geplant.

Klingt nach gutem Teamwork. Aber was sorgt aus Deiner Sicht für Effizienz im Warehouse 4.0?

Meine menschlichen Kollegen haben ständig neue Ideen, um das gesamte Konzept des Warenlagers neu zu denken. Es geht schließlich nicht nur um uns Maschinen, sondern um die perfekte Taktung der Pick-Abläufe im Verhältnis zur Warenart, Wegstrecken, Zeiten von Ordereingängen usw. Wie zum Beispiel eine Stapelung bestimmter Paketformate die Lagerkapazität erhöht und die Raumnutzung optimiert, erkennt eine KI nicht so schnell wie ein Mensch.

Über Magazino

Die Magazino GmbH mit Sitz in München wurde 2014 gegründet. Das Startup ist mittlerweile stark gewachsen und entwickelt und baut wahrnehmungsgesteuerte, mobile Roboter für die Intralogistik. Mit über 80 Mitarbeitern verfügt Magazino über eines der größten Advanced-Robotic-Teams in Europa. www.magazino.eu

Jetzt Video anschauen: TORU im Einsatz bei FIEGE Logistik