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Interview

„Wir schaffen Transparenz, von der globalen Ebene bis auf den Shopfloor.“

Experte:    André Nowak   |   10.03.2025   |   Teilen auf in

 

Torsten Brauer, Chef-Architekt für Datenbanksysteme bei der Disy Informationssysteme GmbH in Karlsruhe, ist Spezialist für Location Intelligence. Mit Geodaten ermöglicht er Unternehmen, bessere Entscheidungen zu treffen – unter anderem in den Bereichen Standortanalyse, Vertriebsstrategie und Lieferkettensicherheit.

 

Herr Brauer, inwiefern können produzierende Unternehmen geographische Daten und Analysen nutzen, um Muster, Trends und Zusammenhänge besser zu verstehen? Und wie unterstützen Sie Ihre Kunden dabei?

Torsten Brauer: Viele Unternehmen betreiben Business Intelligence und Location Intelligence, also das Einbeziehen des Raumbezugs bei der Datenanalyse, getrennt voneinander. Auf der einen Seite gibt es im Markt Anbieter wie Power BI, auf der anderen Seite die klassischen GIS-Systeme wie zum Beispiel ArcGIS und Open Source-Werkzeuge wie QGIS. Diese Tools haben Stärken in ihren jeweiligen Domänen. Doch wenn man beispielsweise raumbezogene KPIs unternehmensübergreifend aufarbeiten möchte, stößt man mit den klassischen Werkzeugen schnell an Grenzen. Wir helfen unseren Kunden, ihre Geschäftsdaten sinnvoll zu konsolidieren und mit geographischen Daten zu erweitern. Damit bringen wir beide Welten zusammen. Im Gegensatz zu spezialisierten Lösungen haben wir volle Durchgängigkeit, von der globalen Ebene, über landesspezifische Kennzahlen, bis auf den Shopfloor. So bieten wir umfassende Transparenz und befähigen zu datengestützten Entscheidungen.

Seit unserer Gründung im Jahr 1997 sind wir zunächst im Bereich der öffentlichen Verwaltung gewachsen. Zunehmend werden unsere Software und Dienstleistungen aber auch von der Industrie nachgefragt. Den Kern unserer Lösungen bildet die Datenanalyse-Software Disy Cadenza. Ergänzend dazu stellen wir Werkzeuge, Mechanismen und KI-gestützte Verfahren bereit, um relevante Daten zu erheben und zu analysieren. So erhalten Kunden tiefere Einblicke in die Zusammenhänge ihres Geschäfts und bessere Entscheidungsgrundlagen. Wir ermöglichen zum Beispiel die durchgängige Analyse der gesamten Wertschöpfungskette sowie die Optimierung der Lieferketten und der räumlichen Vertriebsplanung.

Bitte nennen Sie uns dazu Beispiele aus Kundenprojekten.

TB: Ein typischer Anwendungsfall sind Standortanalysen: Ein Kunde aus dem Einzelhandel steht aktuell vor der Herausforderung, sein Filialgeschäft zu optimieren. Das Management muss entscheiden, welche Standorte geschlossen und wie Sortimente angepasst werden. Statt wie bisher nur klassische Einzelhandelskennzahlen wie Umsatzrendite und Warenbestand heranzuziehen, beziehen wir auch Geodaten und weiteren Informationen in die Bewertung mit ein, wie zum Bespiel das Online-Geschäft. Im Einzugsgebiet einer Filiale entstehen in der Regel höhere Online-Umsätze, unter anderem, weil die Marke hier lokal präsent ist und im Bewusstsein bleibt, oder weil Kunden nicht tagsüber im Laden einkaufen, sondern lieber abends von zu Hause aus bestellen.

Bei den Online-Käufen ist klar, wer bestellt hat und wohin die Pakete geliefert werden. So lässt sich nachvollziehen, welche Filialen indirekt vom Online-Geschäft profitieren und wie eng die lokalen Verkäufe mit dem stationären Handel verbunden sind. Damit gelangt man zu einer aussagekräftigeren Filial-Nutzen-Bewertung, als wenn man nur die Zahlen des stationären Handels betrachten würde. Häufig kann man auch beobachten, dass Filialen besser performen, als es die sozio-ökonomischen Daten der umliegenden Bezirke nahelegen. Ein Grund kann beispielsweise sein, dass nebenan ein Ladepark für E-Autos eröffnet wurde, und Nutzer die Ladezeit mit Einkäufen überbrücken. Weil unser Ansatz solche Faktoren berücksichtigt, liefert er eine solide Basis für eine fundierte Standortstrategie.

Das gleiche gilt für den Vertrieb. Für einen großen Hersteller von integrierten Solaranlagen führen wir spezielle Geodaten mit öffentlichen Informationen der Bundesnetzagentur und Zensusdaten zusammen. Wir können zeigen, warum bestimmte Regionen besonders absatzstark sind, welche Faktoren den Erfolg beeinflussen und wo mittel- und langfristig die Flächen- und Produktpotentiale liegen. So kann das Unternehmen gezielt die Vertriebsstrategie optimieren, regional flankierende Kampagnen starten, den Vertrieb mit Informationen ausstatten – und so die Absatzpotentiale optimal ausschöpfen.

„Wir helfen unseren Kunden, ihre Geschäftsdaten sinnvoll zu konsolidieren und mit geographischen Daten zu erweitern.“

 

Geopolitische Unsicherheiten und instabile Lieferketten stellen die Industrie vor einige Herausforderungen – kann Location Intelligence helfen, besser mit diesen Risiken umzugehen?

TB: Wir glauben, dass Location Intelligence als Werkzeug für Trendfrüherkennung und Strategieentwicklung an Bedeutung gewinnen wird. Um beispielsweise Lieferkettenresilienz zu gewährleisten, müssen Unternehmen Transportwege und lokale Produktionsbedingungen kontinuierlich bewerten. Ansonsten werden kritische Probleme an Standorten häufig erst dann erkannt, wenn die Lage bereits eskaliert ist. Unsere Lösungen ermöglichen eine automatisierte Standortbewertung, die geo- und landespolitische Risiken, dynamische Sicherheitslagen und die Entwicklung der Infrastruktur miteinbezieht. So können Unternehmen strategische Risiken proaktiv identifizieren, bewerten und frühzeitig reagieren – etwa durch Diversifizierung von Lieferanten oder alternative Investitionsentscheidungen.

Bitte geben Sie uns einen kurzen Ausblick auf Ihren Vortrag beim INDUSTRIAL FUTURE DAY 2025. Worauf dürfen sich die Teilnehmer freuen? 

TB: Zunächst werde ich zeigen, warum raumbezogene Daten wichtig sind, um Geschäftsprozesse von der globalen Ebene bis hinunter zur Produktionslinie besser zu verstehen und präzisere Prognosen erstellen zu können. Dazu werden wir live demonstrieren, wie sich konkrete Fragestellungen mit unseren Werkzeugen beantworten lassen. Und schließlich möchte ich auf weiterführende Einsatzmöglichkeiten von Location Intelligence eingehen, zum Beispiel im Rahmen einer CRM-Integration.

 

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Erfahren Sie von Torsten Brauer beim INDUSTRIAL FUTURE DAY 2025, wie Unternehmen mit Location Intelligence ihre Geschäftsprozesse optimieren, räumliche Zusammenhänge besser verstehen und strategische Entscheidungen datenbasiert treffen können.

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Anna Reitinger

Anna Reitinger

Chief Marketing Officer DACH, EFESO
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