„Die optimale ,grüne‘ Bilanz vereint mehrere Facetten“

Tim Ballenberger, Senior Consultant bei ROI-EFESO und Florian Santolini, Regional Director bei kShuttle erläutern, wie Unternehmen die Anforderungen der EU-Taxonomie umsetzen und zu ihrem Vorteil nutzen können.

Die EU-Taxonomie klassifiziert wirtschaftliche Aktivitäten und Investitionen, die zu einem nachhaltigen Finanzsystem beitragen sollen. Inwiefern profitieren Unternehmen davon?

Tim Ballenberger: Generell soll die Taxonomie dabei helfen, Investitionen in nachhaltige Projekte zu erleichtern und die Transparenz von Unternehmen in Bezug auf ihre Nachhaltigkeitsleistungen zu verbessern. Ihr vielleicht größter Vorteil besteht darin, dass sie eine gemeinsame Sprache für Investoren und Unternehmen schafft, um Umwelt- und Klimaauswirkungen von Geschäftstätigkeiten klar bewerten zu können.

 

Was sind die Ihrer Ansicht nach entscheidenden technologischen Hebel, um Investitionsausgaben mit der EU-Taxonomie in Einklang zu bringen?

Florian Santolini: Anhand der doppelten Wesentlichkeitsanalyse können Unternehmen mit der geeigneten technischen Unterstützung diese beiden Fragen beantworten: Welche Auswirkungen haben meine Aktivitäten auf den Klimawandel? Und welchen Einfluss hat der Klimawandel auf meine Aktivitäten?

Die erste Frage lässt sich durch eine technische Diagnose der in der Wertschöpfungskette des Unternehmens eingesetzten Technologien und zur Einführung umweltfreundlicher Alternativen beantworten. Um etwa die wesentlichen Quellen von Treibhausgasemissionen in allen drei Bereichen zu identifizieren, ist der Carbon Footprint eine relevante Methode. Die Plattform von kShuttle berechnet die Emissionen für jede Komponente der Wertschöpfungskette und ermöglicht es Unternehmen, Aktionspläne zu entwickeln und zu verfolgen sowie Simulationen durchzuführen.

Zur Beantwortung der zweiten Frage können Unternehmen eine Bestandsaufnahme aller mit dem Klimawandel zusammenhängenden Risiken vornehmen. Damit sollte eine Ermittlung von Lösungen – und den damit verbundenen Aktionsplänen - zur Abschwächung oder Beseitigung dieser Risiken einhergehen. Auch hier liefert Technologie die notwendigen Daten, um eine Strategie zu definieren und umzusetzen. Technologie kann also bei der Wahl des besten Szenarios zur Neuausrichtung von Investitionen helfen, um CAPEX in Einklang mit der EU-Taxonomie zu bringen.

 

Wer ist denn konkret zur Einhaltung der EU-Taxonomie verpflichtet – und mit welchen Konsequenzen ist bei einer Nichtbeachtung zu rechnen?

Tim Ballenberger: Neben EU-Mitgliedsstaaten (inkl. der EU selbst), und Finanzmarktteilnehmern, die Produkte am Finanzmarkt anbieten, sind Unternehmen die dritte Gruppe, an die sich die EU-Taxonomie richtet.

Betroffen sind hierbei alle Unternehmen, die verpflichtet sind, eine nichtfinanzielle Berichterstattung entsprechend der Corporate Sustainability Directive (CSRD) zu veröffentlichen. Die betroffenen Unternehmen ergeben sich wiederum aus der Richtlinie 2013/34/EU, welche durch die CSRD ergänzt wird. Dies sind große Unternehmen, aber auch Unternehmen mit Tochtergesellschaften, die insgesamt wie ein großes Unternehmen zu bewerten sind. Kleine und mittlere Unternehmen, die an einem EU-regulierten Kapitalmarkt notiert sind, können ebenfalls betroffen sein. Die genauen Kriterien benennt die Verordnung anhand der Merkmale Bilanzsumme, Nettoumsatzerlöse und Mitarbeiter. 

Hinsichtlich der Konsequenzen im Falle eines Ignorierens sollte man zunächst einmal den möglichen Image-Schaden nicht unterschätzen – es ist und bleibt riskant, von Investoren und Kunden als nicht nachhaltig angesehen und entsprechend als Geschäftspartner gemieden zu werden. Darüber hinaus kann eine Nichteinhaltung der EU-Taxonomie rechtliche Konsequenzen haben: Wer seine Berichtspflichten nicht erfüllt, kann mit Bußgeldern oder anderen Sanktionen belegt werden. Diese werden von jedem EU-Mitgliedsstaat individuell festgesetzt.

 

Worauf sollten speziell Industrieunternehmen achten, um das Thema richtig in ihrer Organisation zu verankern?

Tim Ballenberger: Hier liegt die besondere Herausforderung darin, die relevanten Bereiche und Funktionen zu verknüpfen, um die EU-Taxonomie erfolgreich in die Umsetzung zu bringen. Dabei müssen Juristen und Nachhaltigkeitsexperten gemeinsam mit den Verantwortlichen aus den Fachbereichen zusammenarbeiten. Jede dieser drei Rollen hat dabei ihre Relevanz, um das Thema richtig und erfolgreich umzusetzen. Juristen kennen die genaue Bedeutung der Regularien, die Experten aus den Fachbereichen kennen die Prozesse und Produkte, und die Nachhaltigkeitsexperten schlagen die Brücke zwischen beiden Welten. Wichtig für die erfolgreiche Umsetzung ist hierbei auch der Aufbau internen Know-hows, um nicht von externer Expertise der Wirtschaftsprüfer abhängig zu sein.

Auch wenn das oberste Ziel ist, die EU-Taxonomie richtig umzusetzen, müssen Unternehmen den manuellen Aufwand hierfür im Blick behalten. Manuelles Reporting, basierend auf Excel Tabellen und händischen Nachfragen in den Fachabteilungen, führt zu vermeidbarem Aufwand abseits vom Tagesgeschäft. Ein Lahmlegen der Organisation für Reportingzwecke ist unbedingt zu verhindern. Insofern hat eine optimale ,grüne Bilanz‘ mehrere Facetten. Unternehmen müssen Reporting und Nachhaltigkeit ermöglichen, aber gleichzeitig die Kosten und Komplexität im Griff behalten. Vor allem langfristig betrachtet ist es wichtig, dass die relevanten Daten automatisiert erfasst und berichtet werden können. Damit dies möglich ist, muss die EU-Taxonomie zunächst ordentlich implementiert werden. Basierend darauf lässt sich die richtige und passende Systemlösung auswählen und schließlich in die angepassten Prozesse integrieren.

 

Können Sie uns Erfahrungswerte aus dem Einsatz Ihrer Lösung in Industrieunternehmen nennen?

Florian Santolini: Aufgrund unserer Erfahrungen sind wir der Meinung, dass sich Unternehmen auf die folgenden technologischen Herausforderungen vorbereiten sollten:

  • Nutzen Sie die richtigen Tools, um den Regulierungsprozess Schritt für Schritt zu durchlaufen. Dabei sind u.a. die Definitionen geeigneter Kriterien für einen wesentlichen Beitrag sowie eines speziellen Workflows zur Überwachung der Fortschritte wichtig.
  • Automatisieren Sie den Berichterstattungsprozess, um die Qualität, Zuverlässigkeit und Prüfbarkeit der Daten zu gewährleisten. Zugleich sollte dies dem Prüfer den Zugang zu den wichtigsten Informationen vereinfachen.
  • Führen Sie detaillierte Datenanalysen durch. Beispielsweise Gap-Analysen zwischen verschiedenen Zeiträumen und Szenarien, Aktivitätsanalysen, THG-Drill-Down, Projektionen und Trajektorien-Monitoring.
  • Antizipieren Sie die Auswirkungen anderer Vorschriften wie der CSRD und pflegen Sie ein gemeinsames Referenzarchiv für diese Vorschriften (Organisationsstruktur, Prozentsatz der gehaltenen Aktien, Währung des Unternehmens, Kurse usw.). Hierbei sind Insellösungen zu vermeiden.
  • Passen Sie die Umsetzung an die wichtigsten Regelwerke an, einschließlich CSRD, ESRS, Taxonomie, SDG, GRI usw., um die erforderlichen Berichtsformate zu erstellen und Daten in allen Regelwerken zu nutzen.
  • Stellen Sie die Informationen zur prognostizierten Autonomie bei der Berichterstattung (Dashboarding) für jede am Prozess beteiligte Abteilung oder Einheit zur Verfügung.

 

Inwiefern beschleunigt der Ansatz von ROI-EFESO und kShuttle eine Umsetzung der EU-Taxonomie?

Florian Santolini: Da an dem Prozess Akteure aus mehreren Geschäftsbereichen auf der ganzen Welt beteiligt sind, ist die Unterstützung durch Partner mit internationaler Präsenz von Vorteil. ROI-EFESO kombiniert Knowhow aus der Industrie, Digitalisierung und Transformationsprozessen, um effiziente und nachhaltige Lösungen für die Industrie zu realisieren. kShuttle hingegen bietet eine umfassende Softwarelösung zur Einhaltung der EU-Taxonomie und der CSR-Richtlinie. Beide Unternehmen verfügen über eine globale Präsenz, die eine konstante Unterstützung überall gewährleistet. Und insbesondere von der Kombination dieser Fachkenntnisse profitieren unsere Kunden.

Darüber hinaus ist die Compliance-Plattform von kShuttle die einzige umfassende End-to-End-Lösung, welche die Nachhaltigkeitsberichterstattung (inkl. integriertem THG-Modul) und die Finanzberichterstattung (EU-Taxonomie) vollständig abdeckt. Diese Daten sind entscheidend für die Ausarbeitung Ihrer Nachhaltigkeitsstrategie – und unsere Plattform bietet alle Werkzeuge, die Sie für die Verwaltung Ihres Geschäftsmodells auf jeder Ebene Ihres Unternehmens benötigen. Unser Angebot bietet also die Technologie und das Fachwissen, um mehrjährige Ziele zu definieren, die Auswirkungen von Aktionsplänen auf die gesamte Nachhaltigkeitsleistung zu verfolgen, Verbesserungsmöglichkeiten zu identifizieren und Strategien kontinuierlich zu verfeinern.

Die Technologie von kShuttle gewährleistet Genauigkeit und Konsistenz, lässt sich mit jeder Datenquelle verbinden, schafft eine verlässliche Quelle der Wahrheit und ermöglicht eine detaillierte Analyse der Emissionskomponenten und ihrer Abweichungen. Durch die Einbeziehung der globalen Logik der Wirkungsmessung und -umwandlung bildet unsere Plattform jeden Regulierungsprozess und dessen Zusammenhänge ab. Da Unternehmen ihre Finanz- und Nachhaltigkeitsleistung offenlegen müssen, unterstützt ROI-EFESO sie bei der Digitalisierung des Prozesses und bei der Einhaltung der EU-Taxonomie und der Richtlinie über die Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen (CSRD), was vergleichbare und zuverlässige Nachhaltigkeitsinformationen ermöglicht.

Sie möchten mehr zum Thema erfahren?

Im kostenfreien Webinar „EU-Taxonomie: Auswirkungen kennen und Chancen nutzen“ am 26. April erläutern Tim Ballenberger von ROI-EFESO und Florian Santolini von kShuttle die wesentlichen Aspekte und Handlungsfelder für Unternehmen zur Umsetzung der EU-Taxonomie.

 

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