Warum nur exzellente Prozesse nachhaltig sein können.
Der 4. August des Jahres 2023 war ein besonderes Datum. An diesem Tag hat die Menschheit alle natürlichen Ressourcen, die die Erde innerhalb eines Jahres produzieren kann, aufgebraucht. Dass die Grenze nicht schon im Frühling erreicht war, ist den Volkswirtschaften der Entwicklungsländer zu verdanken – und mitnichten denen in Nordamerika, Westeuropa oder Fernost. Bei diesem „Earth Overshoot Day“ handelt es sich lediglich um eine Modellrechnung, deren statistische Validität sich ebenso leicht hinterfragen lässt wie ihr polemischer Gehalt. Vielleicht ist es aber fruchtbarer, stattdessen darüber nachzudenken, was dieses Datum über die hochautomatisierten, digitalisierten und auch umweltbewussten Effizienz-Champions aussagt.
Die Antwort liegt auf der Hand: Unsere industrialisierten Prozesse, Wertschöpfungsketten und Produktlebenszyklen verbrauchen viel zu viele Ressourcen. Sie sind nicht gut, nicht effizient genug. Immer noch nicht, müsste man eigentlich sagen. Denn in der Geschichte der Industrialisierung ging es auch stets darum, die Effizienz zu steigern und die Verschwendung von Ressourcen zu reduzieren – seien es Rohstoffe, saubere Umwelt, Zeit, Energie, Kapital sowie natürlich menschliche Gesundheit, Engagement und Intelligenz.
Effizienzsteigerung und Ressourcenschonung gehen Hand in Hand. Der Kampf um Effizienz ist auch ein Kampf dagegen, dass – als Begleiterscheinung des Wachstums – der „Earth Overshoot Day“ immer näher an den Jahresanfang rückt. Anders formuliert: Ineffiziente industrielle Prozesse können nicht nachhaltig sein. Diese Gleichung geht allerdings nicht auf, solange negative Effekte der Produktion externalisiert werden können und Ressourcen zu niedrigen Kosten und in unbegrenzter Menge verfügbar sind. Es ist deshalb die Aufgabe der Gesetzgeber, der politischen Entscheider und der öffentlichen Meinung, auf nationaler und internationaler Ebene dafür zu sorgen, dass sich Ressourcenverschwendung nicht rechnet.
Im Kern ist die Arbeit an schlanken, digitalen industrialisierten Prozessen, die eine angemessene Balance zwischen Effizienz und Resilienz finden, also immer auch Arbeit am ökologischen Footprint der produzierenden Industrie.
Eine Arbeit, die nie zu Ende ist und die wir angesichts schwieriger wirtschaftlicher Rahmenbedingungen und der deutlich spürbaren ökologischen Veränderungen dringend intensivieren müssen. In dieser Ausgabe unseres Magazins wollen wir das Konzept der „Industrial Sustainability“ untersuchen und zeigen, wie die Industrie der Zukunft Nachhaltigkeit, Innovation und Prozessexzellenz wirkungsvoll verbinden kann.